Dass die deutsche Geistesgeschichte seine Heimat war, hatte Thomas Mann mit seinem Doktor Faustus im Jahr 1947 bewiesen. Die Musik, seine Leidenschaft, machte Thomas Mann in diesem Buch zum Thema - insbesondere Arnold Schönbergs Zwölftonmusik. Auch umfangreiche Novellen wie Der Erwählte oder Die Betrogene zeugen von Manns Produktivität im hohen Alter. In Zürich führte er - als wolle er einen Lebenskreis schließen - das Hochstaplerprojekt Felix Krull fort, das er fast vierzig Jahre hatte ruhen lassen. Die Erzählung wuchs in epische Breite, Mann bewahrte aber trotz aller Bildungsbeflissenheit den heiteren und ironischen Ton. Und er hatte hochfliegende Pläne: ein Werk über Martin Luther. Noch in seinem letzten Lebensjahr kaufte er die Villa an der Alten Landstraße in Kilchberg am Zürichsee, ein stattliches Haus, in dem Katia noch fast dreißig weitere Jahre wohnen sollte und das erst Erika und letztlich auch Golo Mann zur Heimstatt geworden ist.
In Thomas Manns letztem Lebensjahr verdichteten sich die Ereignisse: Er besuchte seine Heimatstadt Lübeck, die ihm die Ehrenbürgerwürde zusprach, bereiste erneut beide deutschen Staaten, die Friedrich Schiller zum 150. Todestag die Ehre erwiesen und legte mit seiner Schiller-Rede einen viel beachteten großen Essay vor. Auch jährte sich der Hochzeitstag mit Katia zum 50. Mal, der gebührlich gefeiert wurde - ebenso wie der 80. Geburtstag. Ein Jahr voller Höhepunkte also.